Lesen heißt entdecken

Die Entwicklung des Leseverständnisses ist eine wesentliche Voraussetzung für das Lernen, und so stellt sich die Frage: Wie geht die Deutsche Schule Medellín mit diesem Thema um?

Jorge Luis Borges sagte einst: "Unter den verschiedenen Werkzeugen des Menschen ist das Buch zweifellos das Erstaunlichste". Das Buch erweitert unser Gedächtnis und unseren Verstand, und in Worten von Lina Marcela Calvo, Leiterin der Fachschaft Spanisch “gibt es keine andere Art zu reisen, andere Orte zu besuchen und kennen zu lernen“. Christine Philipp, Leiterin der Fachschaft Deutsch, fügt hinzu, dass das Lesen für das Erlernen einer neuen Sprache unerlässlich ist: “denn es ist ein wertvolles Werkzeug zum Erwerb neuer Vokabeln und um das Kulturverständnis zu vertiefen“.

Aus diesen Gründen werden in den verschiedenen sprachlichen Fächern der Schule in allen vier Sektionen Aktivitäten geplant, die das Lesen fördern und das Leseverständnis der Schüler verbessern sollen. All das mit der Unterstützung unserer Bibliothek unter der Leitung von Sonia Garcés. Den Rahmen für die Leseförderprogramme bildet der “Plan Lector”, der durch die Fachschaften der drei an der Deutschen Schule Medellín unterrichteten Sprachen entwickelt wurde.

Während also im Fach Spanisch etwa sieben bis acht Bücher pro Schuljahr gelesen werden, ist es in Deutsch und Englisch jeweils mindestens ein Buch.

  "Wenn wir über die Leseaktivitäten nachdenken, wollen wir eine hohe Beteiligung der Schüler", sagt Lina. Deshalb bleibt es den Schülern überlassen, die Bücher nach ihrem Geschmack und ihren Vorlieben auszuwählen. "Dem Mythos, dass es gute und schlechte Lektüren gibt, müssen allemal die Flügel geschnitten werden.

Carolyn betont auch, dass die Bücher entsprechend den Fähigkeiten der Schüler und ihrem Sprachniveau ausgewählt werden: "In Klasse 5 sind die Bücher, die auf Englisch gelesen werden, weniger anspruchsvoll als die spanisch- und deutschsprachigen Lektüren, denn während sie in den letzteren von klein auf etwas gelesen haben, ist es für sie in dieser Klasse der erste Zugang zu einer englischsprachigen Lektüre.“

Die Lektüre ist ein Vorwand mit der Entwicklung von Kompetenzen aus verschiedenen Fächern zu beginnen, da die Schüler aufgefordert werden, Aktivitäten in verschiedenen Formaten durchzuführen, um zu zeigen, was sie in der Lektüre verstanden haben, und das in Form von Dynamiken, die die Schrift, aber auch die bildende Kunst und die Musik in Anspruch nehmen. Ziel ist es, das Leseverständnis zu fördern und zu verstehen, dass nicht nur Bücher gelesen werden, sondern auch Menschen, Orte, Gegenstände und Momente. "Lesen ist ein Ausgangspunkt, ein Beobachtungspunkt. Und von dort aus eröffnet man sich den Zugang zu Forschung, Kreativität und Neugier", schlussfolgert die Fachleiterin Spanisch.

Unter den für die Leseförderung wichtigen Orten ragen die beiden Bibliotheken der Schule heraus. Die Koordinatorin dieser beiden Bibliotheken, Sonia Garcés, teilt mit, dass von dort aus Aktivitäten zur Unterstützung der Sprachlehrer aller Klassenstufen entwickelt werden. Im Kindergarten werden zum Beispiel Aktivitäten wie das Literaturspiel und die Erzählstunde organisiert. Für die Schüler der Grundschule gibt es die Bibliotheksstunde und die Arbeitsgemeinschaft „Lesen“, deren Ziel es ist, "die Leidenschaft für das Lesen zu fördern, die bei Kindern dieser Altersgruppe langsam erwacht. Es geht nicht darum, lesen zu lernen oder schneller zu lesen, sondern darum, das Leseinteresse von Kindern, die bereits Interesse am Lesen haben, in konstruktive Bahnen zu lenken”, erklärt Sonia. In der Mittelstufe schreiben die Schüler ihr eigenes Buch auf Grundlage von Texten, die sie im Spanischunterricht mit Unterstützung von Informatik erarbeitet haben. Die Oberstufenschüler schließlich werden bei ihren Forschungsarbeiten und Literaturrecherchen begleitet, um ihren Fachaufsatz zu schreiben. Jede der genannten Aktivitäten ist auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler abgestimmt, denn, wie Sonia sagt, "Lesen ist das wichtigste Werkzeug, um das kritische Denken zu entwickeln".